„Huggy Puppy“ – eine niedrigschwellige therapeutische Kurzintervention für Kinder in Odessa

In der Ukraine mussten seit Kriegsbeginn mehr als 4,8 der 7,5 Millionen Kinder aufgrund des Krieges ihr Zuhause verlassen. Teilweise fanden sie – meist gemeinsam mit ihren Müttern – in Deutschland und anderen Ländern Zuflucht, zu einem großen Teil leben die Kinder aber weiterhin in den Kriesengebieten. Auch in Odessa kommt es immer wieder zu Bombardierungen und lang andauernden Stromausfällen als Folge von Angriffen auf die Infrastruktur. Dies hat auch Auswirkungen auf das Leben der Kinder: So könne Schulunterricht lediglich unregelmäßig stattfinden, Freizeitaktivitäten und Sozialkontakte zu Gleichaltrigen seien sehr eingeschränkt und regelmäßiger Luftalarm gehöre zum Alltag. Unter diesen Bedingungen der permanenten Bedrohungssituation stellt die Prävention und Behandlung von Traumafolgestörungen eine Herausforderung für die Fachkräfte dar.

Das Trauma-Therapieprojekt „Huggy-Puppy“ nutzt ein relativ neues Verfahren, das in ersten wissenschaftlichen Studien auf seine Wirksamkeit hin überprüft wurde. Kinder mit traumatisierenden Kriegserfahrungen erhalten einen Teddybären. Gemeinsam mit einer psychologischen Fachkraft wird mit dem Kind eine Lebensgeschichte des Teddybären erarbeitet, die möglichst nah an den eigenen Kriegs- und Fluchterfahrungen des Kindes liegt. Die Kinder werden angeregt, ihre Gefühle und Ängste auf ein Kuscheltier projizieren, um diese dann über ein Fürsorgeverhalten besser regulieren zu können. Zudem wird immer wieder die Aufmerksamkeit des Kindes weg vom Erleben der eigenen Problematik hin zu einer lösungsorientierten Versorgung des Kuscheltiers gelenkt.

Da sich in einer Studie gezeigt hat, dass mit der niedrigschwelligen Kurzintervention „Huggy Puppy“ emotionales Belastungserleben und Verhaltensauffälligkeiten als Traumafolgesymptome von kriegsbedingt in Flüchtlingslager umgesiedelten Kindern im Alter von 2 bis 7 Jahren gesenkt werden konnten, unterstützen wir aktuell das Kinderzentrum in Odessa bei der Umsetzung dieser Behandlungsmethode mit einer großzügigen Spende an Teddybären und Mitteln für Therapeut*innen. Begleitend finden sowohl ein sehr enger fachlicher Austausch als auch eine Evaluation der Therapieverläufe statt. Laut Rückmeldung der ukrainischen Kolleg*innen sprechen die Familien sehr gut auf diese Form der Therapie an. Weitere Erfahrungsberichte werden folgen.